Shakespeare I

oder: Wie man zu einem "Rennpferd" kommt 

Gesehen habe ich ihn zuerst auf seiner Körung im November 2003. Hätte ich damals doch genauer hingeschaut... Er war für mich persönlich im engen Kreis der Favoriten, soviel weiß ich noch.

Nach der Körung wurde er von seinem Besitzer verpachtet. Dort hatte er es schlimm getroffen. Nach einigen Monaten wollte der Besitzer ihn wegen Unstimmigkeiten mit dem Pächter zurückholen und fand Shakespeare   in einem jämmerlichen Zustand vor. Die Box war hoch voll Mist und der verdreckte Shakes mußte mit Mühe aus der Box gegraben werden. Der geholte Tierarzt riet von einem Transport ab und so blieb er bei freundlichen Pferdemenschen in der Nähe und wurde aufgepäppelt.  Auf Nachfragen behauptete der Pächter später, Shakespeare habe überhaupt nicht decken können, er sei wohl impotent.

Grad wieder zurück in Mecklenburg mußte sein Besitzer Ende 2004 ihn und seine Vollbrüdern verkaufen. Aus Mitleid, damit ihm keine weitere Odyssee bei einem Pferdehändler bevorstand, überredete ich meine Freundin zum Kauf und er ging an die Grundausbildung auf dem Pferdehof Schörfke. Shakespeare war noch immer ungeritten und mußte für die Hengstleistungsprüfung vorbereitet werden. Er sollte ja mal sein Futtergeld als Deckhengst verdienen. Dort zeigte er sich aber zunehmend ungeduldig und forderte viel Ausdauer von seinen Reitern. Dazu wurde er immer dünner und seit seiner Körung war er kaum gewachsen, eine HLP schied zu dem Zeitpunkt aus. Kastrieren und schnell weiterverkaufen? Toller Tipp, aber keine Lösung der Probleme.

Also: Gründe suchen, Verlängerung beantragen, und......weiter Kostgeld zahlen.

So kam der kleine Bunte ins Distanzreitzentrum zu Sian Griffiths, auch erfolgreich in der Vielseitigkeit. Mit sanfter aber strenger Hand lernte Shakes ( so wird er jetzt liebevoll genannt) Disziplin. Durch die besondere Ausbildungsmethode kam er zur Ruhe und lockerte sich. Aber immer noch war er trotz intensiver Fütterung und diversen Wurmkuren zu schlank. Der Tierarzt Martin Grell brachte es an den Tag: die Zähne. Auf den Backenzähnen hingen im noch  Zahnkappen fest und die Zähne waren sehr ungleich belastet. Jeder Biß, ob Futter oder Trense, tat weh. Das verspannte das ganze Tier.

Nach über zwei Jahren im DRZ und wiederholten Zahnbehandlungen sah Shakes blendend aus, ist noch 2 cm gewachsen.  Völlig unerwartet zeigt er besondere Veranlagungen für den Distanzsport, hat seine ersten internationalen Ritte gewonnen und sich toll mit dem drtten PLatz geschlagen auf dem Championat der Nachwuchspferde. Er hat im Distanzsport seine 2. HLP mit prima 90,45 Pktabsolviert.

Nebenher ist er ein liebevoller Deckhengst, der gern seine Weide auch mit Stute und Fohlen teilt. Aber aufgrund von Unachtsamkeit kam es zu einem unfall, der Hochleistungssport ist Geschichte. Aber wohin mit einem Deckhengst? "Einzelhaft" ist für mich keine Lösung und Kastration keine Alternative. Und es hat geklappt: Shake lebt als freier Kuschel - Weidehengst zusammen mit meinem alten Wallach Caro und seinen drei Söhnen in einer Männer WG.

Ab sofort steht TG Sperma zu Verfügung !!!

Shakes dankt unsere Geduld auf seine Weise. Mehr unter http://www.kiekindemark.de