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Marco, oder                               Wievel Leben hat ein Lewitzer?

Marko erblickt im Mai im Heimatland der Lewitzer das Licht der Welt. Er hat zwar nicht die Scheckflecken seiner Eltern geerbt, aber sonst fehlt es ihm an nichts. Damit die Mutter auch im kommenden Jahr wieder ein Fohlen bekommt, geht es gemeinsam zum Hengst. Leider stimmt die Vorhersage der Tierärztin für die Rosse nicht und um dem Kleinen eine weitere lange Reise zu ersparen, bleiben beide in der Deckstation. Da nun bis zur Fohlenschau nur noch einige Tage sind, werden diese auch noch drangehängt. Fohlen und Mutter waren somit ca. 6 Wochen nicht beim Züchter.


Der Sommer ist trocken und keiner beachtet die Hufe des kleinen Marko. Als der Züchter dann zur Fohlenschau will, war es geschehen. Die Fohlenhufe waren abgebrochen und das Fohlen steht bockhufig da. Also wird er nur gebrannt und reist ohne sich dem Publikum zeigen zu dürfen wieder nach Hause und kommt auf die Koppel.

 

Aber manche Dinge wachsen sich nicht von allein zurecht. Es passiert die Katastrophe, der rechte Huf kippt in die falsche Richtung und Marko hat in zunehmenden Maße Probleme beim Laufen. Soll man in einen „nur einfarbigen“ Lewitzer, der auch noch nur ein Hengstfohlen ist, weiter investieren? Trotzdem, der traurige Besitzer holt sich Rat bei seiner Tierärztin. Die Antwort: es ist zu spät und da gibt es keine Hilfe. Er entscheidet sich für den schwersten aller Schritte, den Weg zum Schlachter. Damit Mutter und Fohlen nicht leiden, wird Anfang Oktober ein besonderer Termin am anderen Ende des Landes vereinbart. Ich lerne Marko kurz zuvor kennen, mache Fotos von ihm und ......gebe ihm eine kleine Chance, wenn sofort etwas unternommen wird. Auch der Besitzer von Markos Vater erfährt von den Problemen.

Der verhängnisvolle Tag ist da, ich denke an das Fohlen... und dann klingelt das Telefon. Der Hengstbesitzer hat sich entschlossen das Fohlen seines sehr erfolgreichen Hengstes zu übernehmen und es noch einmal zu versuchen. Der Züchter ist aber schon auf dem langen Weg zum Schlachter und nicht erreichbar. Seine Ehefrau bittet mich nun verzweifelt um Hilfe, den Schlachter ausfindig zu machen. Wir haben noch eine Stunde, denn Mecklenburg ist groß und die Wege sind weit. Ich kann die Telefonnummern herausfinden und gebe sie weiter. Am späten Abend dann die erlösende Nachricht der Ehefrau: Züchter und beide Pferde sind gesund und froh nach fast 400 km Irrfahrt wieder zu Hause eingetroffen. Marko ist lieb und folgsam, nicht mehr so ungestüm wie zuvor. Hat er verstanden, was passierte?

Damit nun nicht weitere wertvolle Zeit verstreicht, sende ich meine Fotos an die zukünftigen Besitzer. Diese sind erschüttert und bereuen schon fast die gemachte Zusage. Aber ein Wort ist ein Wort! Marko wird übergeben und einem Facharzt vorgestellt. Der Röntgenbericht ist absolut negativ, es fehlen nur wenige Millimeter und das Fohlen läuft auf seinen Knochen. Aber wenn man zwei Frauen mit einem hoffnungslosen aber so lieben und treuherzigen Patienten losschickt .... Der kleine Marko wird entgegen des Rates des Tierarztes nicht sofort eingeschläfert, sondern wieder mitgenommen. Nach einer langen Nacht (mit vielen Diskussionen und Ehekrise ) versucht man es doch.

Am 28.10.2006 erhält Marko einen speziellen Hufschuh mit Keil. Die noch weichen Knochen folgen und schon am 12.11.2006 kann der Keil entfallen. Bereits am 15.11. also 29 Tage später wird der Hufschuh entfernt und der geduldige Marko kommt endlich in die große Junghengstherde. Nun kann er mit seinen neuen Freunden laufen und toben, wie es sich für sein Alter gehört. Aber seine ganz persönliche Bindung und sein Vertrauen zu seinen Besitzern unterscheidet ihn: „Er ist mein Sonnenschein, mein schönstes Weihnachtsgeschenk!“

Ob eine volle Sportbelastung möglich ist, wird sich noch zeigen. Aber mein Gefühl bei meiner ersten Begegnung hat mich nicht getäuscht. Marko mit seinem Mut und Kampfgeist hat seine Chancen voll genutzt. Der schwere Weg wäre sicher vermeidbar gewesen. Wir müssen auch unseren Kleinsten volle Aufmerksamkeit schenken. Die Natur richtet vieles, aber nicht alles und wir tragen dafür die Verantwortung. Wir sind doch Züchter und keine Vermehrer!

Im Sommer 2007 zeigt sich Marco als normaler Junghenst auf der Weide. Nicht erinnert mehr an seine Vorgeschichte. Es ist schon erstaunlich, was die Natur alles richten kann, wenn man ihr eine Chance gibt.

Ich wünsche Marko noch viele Jahre bei bester Gesundheit und gratuliere seinen Besitzern zum Mut zur Entscheidungen fürs Fohlen.

Hier sind die Fotos der Entwicklung :

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Heimke Thiel
info@lewitzerfreunde